"Bilder einer Ausstellung"
Oft verbinden wir einen erholsamen Strandspaziergang mit der Suche nach Muscheln, Bernstein, Donnerkeilen, Hühnergöttern – kleinen Glückbringern, die das formende Wasser über Jahrtausende verbarg und uns von Zeit zu Zeit preisgibt.
Andere kleine Wunderwerke der Natur entgehen dabei oft völlig zu Unrecht unserer Aufmerksamkeit - die Gemälde und Grafiken, die das Spiel von Ebbe und Flut zurücklässt.
Sie sind nur in Gedanken oder mit der Kamera zu bergen. Flüchtig und vergänglich, werden stetig von der auflaufenden Flut verwischt, nur um Platz für ein neues Bild zu schaffen, das das Wasser beim Zurückweichen wenige Stunden später gestalten wird.
Der Sandstrand eines Gezeitenmeeres ist für mich eine der schönsten Kunstausstellungen der Welt!
Der Künstler ist die Natur selbst, die Mäzene Ebbe und Flut.
Die riesigen Ausstellungsräume sind hell, freundlich und werden von einer frischen Meeresbrise durchweht.
Als Zeichenmaterialien dienen Sand, Erde und Wasser.
Die Technik? Sandmalerei? Kalligrafie?
Der Stil? Abstrakt, expressionistisch, futuristisch.
Der Eintritt ist frei.
Das Wasser formt im Zurückweichen winzige, mäandrierende Priele, in denen sich feinste Sandkörner mit kleinsten dunklen Erdpartikeln vermischen. Ihre Bahnen trennen, vereinigen sich aufs Neue und formen auf wundersamste Weise dreidimensional anmutende Bilder.
Sie versetzen uns in Erstaunen und regen unsere Fantasie an.
Wären diese Bilder Musikstücke, so würde ich sie bezüglich ihrer Kraft und Klanggewalt am ehesten mit Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ vergleichen.
Und tatsächlich – vielleicht erkennt der eine oder andere den Gnom, Baba Jaga, das Heldentor, spürt die Lebhaftigkeit der spielenden Kinder in den Tuilerien oder gruselt sich beim Anblick der Katakomben.
Viel Spaß beim Rundgang durch die „Ausstellung“.
"Der Ursprung des Lebens" oder "Apocalypse"
"Strand in Flammen"
"Seestern"
"Das Heldentor"
"Der feuerspeiende Drache"
"Der Gnom"
"Die Katakomben"
Am besten sind die Bilder dieser Outdoor - Galerie bei trübem Wetter oder leichtem Niesel zu betrachten.
Legt sich jedoch das letzte Abendlicht auf den Strand, verwandeln sich die vermeindlichen Ungeheuer in vergoldete Fabelwesen, die sich in der Blauen Stunde unseren Blicken entziehen.
Zum Abschluss noch ein paar Worte zu den Fotografien selbst:
Die Bilder zeigen Ausschnitte einer Größe von mehreren Zentimetern bis zu wenigen Metern eines Mäanders, wie er beispielhaft oben abgebildet ist. Sie wurden nicht mit einer Drohne aufgenommen und nicht manipuliert! Der Künstler ist die Natur - mir blieb nur, die Kunstwerke zu sehen und zu dokumentieren.