Nachlese – Herbst im Norden: Am Goldenen See
In zwei Monaten beginnt der Herbst und dann heißt es wieder: Auf in den Norden!
Dabei schlummern die Bilder der letzten Herbstreise noch immer, schon etwas angestaubt auf der Festplatte. Höchste Zeit also, diese hervorzuholen und sie mit ein paar Gedanken zu beleben.
Fotografiert man mit Leidenschaft, hat man so ein paar Wunschmotive, die man unbedingt umsetzen möchte. Für manch einen ist es ein ganz bestimmtes Tier im besten Licht oder eine seltene Pflanze, für andere das Bild, das noch im Portfolio der „100 schönsten Foto Spots der Welt“ ;-) fehlt.
Ganz oben auf meiner Liste steht: „Nebelmorgen am See“. Klingt jetzt nicht so spektakulär – Nebel gibt es immer wieder mal und auch ein See findet sich irgendwo in der Landschaft – in Skandinavien sowieso. Und trotzdem war es mir bislang nicht gelungen, meinen Wunsch Realität werden zu lassen. Denn, ein paar Bedingungen hätte ich da schon:
Die Zeit: Vor Sonnenaufgang bis kurz nach Sonnenaufgang (sollte kein Problem sein, da die Sonne Ende September erst nach 7 Uhr aufgeht);
Das Licht: Möglichst zart, leicht rosa oder rot-orange;
Der Nebel: Schön angeleuchtet vom zarten Licht, nicht zu dicht, aber dicht genug, um auf dem Foto als solcher erkennbar zu sein, gern auch interessante Wolken als Zugabe;
Der See: Nicht zu groß, möglichst mit netter Landschaft drum herum, vielleicht ein paar Steine oder Inseln darin, ein paar Wasservögel gehen auch.
Man kann das natürlich alles irgendwie planen, aus Wettervorhersagen ablesen, den perfekten Standort im Voraus suchen – Profis machen das so. Ist man kein Profi, noch dazu im Urlaub, möchte gleichzeitig fotografieren und viel wandern, verbleibt ohnehin nie lange an einem Ort!?
Dann braucht man schon eine gehörige Portion Glück.
Dieses Glück hatten wir Ende September am Sonfjället Nationalpark in Mittelschweden.
Eigentlich bekannt durch seine Braunbärenpopulation, lädt dieser Nationalpark auch zu sehr schönen, aussichtsreichen - Wanderungen ein – u. a. auf den Gipfel des Högfjället 1278 m), von dem man bei gutem Wetter sogar die Berge des Rondane in Norwegen sehen kann.
Sein Nachtlager kann man am Fluss Ljusnan aufschlagen, der an dieser Stelle so breit und träge ist, dass man ihn gern als See durchgehen lassen kann. Und dort gab es diesen eiskalten Morgen, der den ersten Rauhreif über die Wiesen legte und die Nebel aus dem, noch von der Sonne des vergangenen Sommers angewärmten Fluss emporsteigen ließ.
Nur kurz währte diese wunderbare Stimmung, um einem perfekten, sonnigen Herbsttag zu weichen.
Doch dem nicht genug: Bereits bei unserer Rückkehr vom Högfjället zeigten sich am Nachmittag interessante Wolken.
Und im Ljusnan spiegelte sich schon jetzt, fast 2 h vor Sonnenuntergang, ein nicht alltägliches Wolkenbild.
Nun hieß es warten.
Ein Werbespruch eines renommierten Kamera Herstellers lautet:
„Fotografieren kann jeder, der sehen kann. Doch sehen lernen kann sehr lange dauern.“
Dieser Lernprozess hört wahrscheinlich nie auf, aber man gewinnt an Erfahrung, weiß manchmal auch, wann es sich lohnt, zu warten.
Tatsächlich nahmen die Wolken in den darauf folgenden 2 Stunden immer wieder neue Farben an, um vor Beginn der Dunkelheit in einem kräftigen Rosa zu leuchten.
Während unserer vielen Skandinavien Reisen konnte ich dieses ausgeprägte Leuchten erst zweimal beobachten - jedesmal als Vorbote ausgiebigen Dauerregens - aber den nimmt man dann schon in Kauf, wenn man dafür Wunschbilder bekommt.