Kleine Eispaläste
Zugegebenermaßen bestechen die gewaltigen Eisberge der Polarregionen durch ihre Größe, bizarre Formen, einer Vielfalt an Blautönen und entwickeln für den, der sie einmal gesehen hat, ein gewaltiges Suchtpotential. Wunderschön, aber leider auch sehr weit weg.
Doch eigentlich muss man gar nicht in die Ferne schweifen, wenn man staunen will, welche Kreativität „Künstler Natur“ beim Gefrieren von Wasser entwickelt.
Die Utensilien sind simpel: Ein paar knackige Frosttage (Grundvoraussetzung!), ein kleines, schneller fließendes Waldbächlein (Wald nicht zwingend erforderlich), Steine im Wasser (sehr wichtig), ein paar Strudel oder Miniwasserfälle (wünschenswert), etwas Schnee (nicht meterhoch), vielleicht als Bonus - tief stehende Sonne (gut für die Farbe, geht aber auch ohne)…
Und schon verwandelt sich ein Bächlein in eine wahre Schatzkammer.
Unscheinbare Steine werden zu tragenden Säulen für Dächer aus kristallklarem Eis,
simple Stöcke zu Trägern von weißen Vorhängen,
Eisteller mit filigranen Kanten schweben scheinbar über dem Wasser
und manchmal scheint es, als hätte die Schneekönigin mit ihrem eisigen Atem das Leben eingefroren.
Für den Naturliebhaber und Fotografen ist es, wenn einige der o.g. Voraussetzungen erfüllt sind, höchste Zeit, sich nach draußen zu begeben!
Gesagt, getan und so nahm ich Ende Januar spontan einen Tag Urlaub, um in aller Ruhe stundenlang an einem meiner Lieblingsflüsschen im Harz, der Holtemme bei Wernigerode zu verbringen und in der eisigen Schatzkammer auf Motivsuche zu gehen.
Diese war prall mit Kristallen und Edelsteinen aus gefrorenem Wasser gefüllt - in einem Übermaß und einer Schönheit, dass die Auswahl schwer viel.
Ein Tag war natürlich viel zu kurz, um sie alle mit der Kamera einzusammeln.
Am darauffolgenden Morgen begann es zu regnen - aber der nächste Winter kommt bestimmt...