Winter in Lappland
Ich liebe Kälte, die klare Luft eines Wintertages, den Duft nach Schnee und Frost, die Stille, die sich mit dem Schnee über die Landschaft legt, die nur vom Knarzen der eigenen Schritte im eiskalten Weiß durchbrochen wird. Und, ich vermisse ihn schmerzhaft, wenn er, wie in unseren Breiten, nur noch selten zu Gast ist, nur dem Kalender nach erscheint.
Wenn der Winter nicht zu uns kommt, so müssen wir zu ihm – also heißt es wieder einmal:
Auf nach Norden!
Dieses Mal ging es nicht mit dem Hundeschlitten oder per Ski durch den skandinavischen Winter, sondern auf Schneeschuhen, die Pulka hinter sich herziehend - das wollte ich im Übrigen schon immer einmal ausprobieren - eine Woche lang von Hütte zu Hütte.
Die Tour führte uns ins Vindelfjäll nach Lappland. Dieses Gebirge im Norden Schwedens ist hierzulande nahezu unbekannt, da es nicht an einer der häufig befahrenen Touristenstrecken, sondern eher im Verborgenen, nahe der norwegischen Grenze liegt. Immerhin ist es mit einer Fläche von 55000 km2 das größte Naturreservat Schwedens und somit größer als die berühmten Nationalparks Sarek, Stora Sjöfallet und Padjelanta zusammen.
Die Landschaft ist geprägt von weiten Kahlfjälls und ausgedehnten Fjällbirkenwäldern. Jetzt im Winter reduziert sich die Natur auf das Nötigste. Oben in den Bergen dominieren riesige weiße Schneeflächen, die alles andere als eintönig sind, weil stetiger Wind und Kälte bizarre Strukturen in den Schnee gefräst haben.
Die kahlen Fjällbirken in den Tälern lassen die Landschaft wie eine Grafik in Schwarz-weiß erscheinen.
Die einst quirligen Flüsse sind zu Eis erstarrt und tragen nun feine Schneegebilde auf ihrer Oberfläche, die manchmal, durch das Fehlen jeglicher Kontraste, in sanften Formen oder auch ganz offensichtlich die Sinne des Betrachters schärfen.
Und dann ist es wieder da, das unglaubliche nordische Licht der Winterdämmerung, das den Himmel mit einem rot-violetten Schimmer überzieht, nicht von dieser Welt zu sein scheint und eine eiskalte Nacht einläutet, in der der Vollmond die Schneekristalle zum Funkeln bringt.
Auch wenn es bei dieser Tour wieder einmal mehr um das „Unterwegs sein“, als um das Fotografieren ging, hat es sich doch gelohnt zu all dem Gepäck noch ca. 8 kg zusätzliches Fotozeugs zu ziehen. Das Schneeschuhwandern mit Pulka ist dann übrigens doch nochmal eine ganz andere Liga als ein normaler Schneeschuh-Spaziergang, insbesondere bei 25 Grad unter Null. Aber der skandinavische Winter entschädigt für so manche Anstrengung.