Blaueis
Rund 15 Mio km2, das sind ca. 10% der Landfläche der Erde, sind von Gletschern bedeckt. Das grönländische Inlandeis bringt es immerhin auf eine Fläche von 1,8 Mio km2 und ist damit die weltweit zweitgrößte vereiste Fläche nach der Antarktis mit 13 Mio km2.
Wollte man den grönländischen Eispanzer durchdringen, um auf festes Land zu stoßen, müsste man ca. 3000 m (!) zurücklegen und würde am Ende auf ca. 200 000 Jahre altes Eis stoßen. Die Mächtigkeit dieser Eismassen und die lebendige Erdgeschichte, die sie verkörpern, sind für mich immer wieder beeindruckend, ebenso wie der Anblick der zerklüfteten Oberflächen und Strukturen der talwärts fließenden Gletscher.
Die größte Faszination birgt jedoch das Blaueis. Verursacht durch den hohen Druck mächtiger Schneemassen, werden die tieferen Schichten so stark zusammengepresst, dass eine Umwandlung des Schnees zu Eis vonstatten geht. Machen die luftgefüllten Hohlräume im Neuschnee noch ungefähr 90 % des Gesamtvolumens aus, sind es im fest gepressten Gletschereis nur noch max. 2 %.
Die Luftblasen im wenig verdichteten Eis bewirken, dass das einfallende Licht an ihnen gestreut wird und auf kürzestem Weg das Eis wieder verlässt – man sieht weißes bzw. farbloses Eis. Eis hoher Dichte enthält praktisch kaum Lufteinschlüsse. Das für das menschliche Auge sichtbare Licht besteht aus elektromagnetischer Strahlung eines Wellenlängenbereiches von ca. 380 nm (violett, blau) bis 750 nm (rot).
Beim Eindringen des Lichts in das festgepresste Eis regt die Energie der Strahlung Veränderungen im Kristallgitter des Eises an und dabei werden alle Farben des Spektrums absorbiert, quasi „verschluckt“, nur die kurzwellige blaue Strahlung nicht.
Daher nehmen wir nur die blaue Farbe der Gletscher bzw. der von ihnen abgelösten Eisberge wahr. Faszination pur!